Forschung höchstpersönlich
Viermal im Jahr präsentieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des MPI-IE ihre Forschung Gästen und nicht-wissenschaftlichen Mitarbeitenden des Instituts. Die Vorträge betten die Forschung der Labore in einen größeren Rahmen ein und geben teilweise recht persönliche Einblicke zu wissenschaftlichen Themen, Fragen und dem Forschungsalltag am Institut. Die Vorträge werden in deutscher Sprache gehalten gehalten und finden jeweils mittwochs von 11-12 Uhr statt.
2024 haben wir ein herausragendes Line-Up zusammengestellt. Thomas Boehm gibt in Einblicke in die evoluationären Bauprinzipen unseres Immunsystems gibt. Thomas Jenuwein erläutert, warum wir mehr als die Summe unserer Gene sind. Ibrahim Cissé und Simon Stitzinger beschreiben die molekularen Vorgänge, die bei der Aktivierung von Genen in lebenden Zellen ablaufen und warum man dafür ultra-hochauflösende Mikroskopie benötigt. Und zuletzt durchforstet Nina Cabezas-Wallscheid und Labor den Kühlschrank ihrer Zuhörenden und berichtet vom Essen als Einflussfaktor auf Stammzellen.
Kommende Vorträge der Reihe
Was Sie erwartet
Einige Vorträge von Forschung höchstpersönlich wurden aufgezeichnet. Gewinnen Sie einen Eindruck, was sie erwartet.
Forschung Höchstpersönlich – Tim Lämmermann
Bisherige Vorträge der Reihe
2018
Dr. Jörg Büscher
„Metabolomics: Tracing the biochemical fingerprint of the metabolism.“
Zellen nehmen Nährstoffe auf und verarbeiten diese in einem Netzwerk biochemischer Reaktionen, um Zellbausteine oder Energie zu generieren. Die Gesamtheit aller kleinen am Zellstoffwechsel beteiligte Moleküle, wie etwa Aminosäuren, Zucker oder Vitamine, wird Metabolom genannt. Das Metabolom stellt eine Art Lagebericht über den physiologischen Zustand der Zelle dar und bildet auch die Grundlage der Kommunikation zwischen biochemischen Einheiten von Zellen, Geweben sowie der Umwelt. Entsprechend hat das Studium dieser Stoffwechselprodukte heute große Bedeutung für Forschung und Medizin. In seinem Vortrag „Metabolomik: Dem biochemischen Fingerabdruck des Stoffwechsels auf der Spur.“ erläutert Jörg Büscher, Leiter der Einheit für Metabolomik, mit welchen Methoden und Techniken er am MPI-IE den „chemischen Fingerabdruck“ des Zellstoffwechsels detektiert und analysiert. Aufgrund der unterschiedlichen Beschaffenheit und Konzentrationen der chemischen Verbindungen ergeben sich große Anforderungen an Probenaufbereitung, Analyse und Datenverarbeitung. Wie es gelingt mithilfe von Chromatographie und Massenspektrometrie dem Stoffwechsel von Menschen, Zellen und Gummibärchen auf die Spur zu kommen, erfahren Sie am 14.03.2018 um 11 Uhr im Hörsaal des Instituts.
Dr. Inke Krupka-Dyachenko
„Tierschutz mit 4R: Gesetz und Umsetzung in der Grundlagenforschung.“
Das 3R-Prinzip hat zum Ziel Tierversuche in der Forschung auf ein notwendiges Minimum zu beschränken. So sollen Tierversuche möglichst vermieden (Replacement) und die Zahl der Tiere (Reduction) und ihr Leiden (Refinement) in Versuchen auf das unerlässliche Maß beschränkt werden. Durch die Tierversuchsrichtlinie 2010/63/EU, dessen vierter Artikel die Mitgliedstaaten auf den "Grundsatz der Vermeidung, Verminderung und Verbesserung" festlegt, hat das 3R-Prinzip Eingang in die Gesetzgebung vieler EU-Staaten gefunden und findet sich seitdem auch im novellierten Tierschutzgesetz und der Tierschutz-Versuchstierverordnung des deutschen Rechts wieder. Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) hat sich 2016 zusätzlich zu einem vierter R verpflichtet. Es steht für „Responsibility“ oder Verantwortung und bündelt eine Reihe von Maßnahmen innerhalb der MPG. In ihrem Vortrag wird Inke Krupa-Dyachenko über die Verankerung des 3R-Prinzips im Gesetz referieren und welche Folgen dies für die konkrete tierexperimentelle Praxis besitzt. Darüber hinaus erläutert der Vortrag, wie die Max-Planck-Gesellschaft mit dem vierten R den Tierschutz an ihren Instituten weiter fördern will.
2017
Valérie Hilgers
„Von Fliegenhirnen und Botenmolekülen. Wie wir mit Fruchtfliegen Nervenzellen erforschen.“
Valérie Hilgers ist seit Oktober 2016 Gruppenleiterin am MPI-IE. Sie und ihre Forschungsgruppe arbeiten im Feld der RNA-Biologie und erforschen an der Fruchtfliege, wie RNA-Prozesse die Entwicklung und Funktionen von Nervenzellen beeinflussen. Ein Schwerpunkt ist dabei die sogenannte Boten-RNA, die bei der Umsetzung von genetischer Information zu Proteinen als Informationsüberträger fungiert. Es ist bekannt, dass bei zahlreichen neurologischen Erkrankungen, wie etwa Epilepsie oder Autismus, die ursächlichen Fehlregulierungen von Genen im Gehirn mit der RNA-Verarbeitung in Verbindung stehen. In ihrem Vortrag „Von Fliegenhirnen und Botenmolekülen. Wie wir mit Fruchtfliegen Nervenzellen erforschen.“ wird Valérie Hilgers nicht nur die Fruchtfliege als Modellorganismus für die Neurobiologie vorstellen, sondern auch einen Einblick in ihr Forschungsfeld der RNA-Biologie gewähren, das für die Steuerung und Funktion von Zellen so bedeutsam ist.
Polychronis Fatouros (Labor Pichler)
„CRISPR. Wie wir mit dem Immunsystem von Bakterien das Erbgut von Zellen und Organismen verändern.“
„Flinke Gen-Schere“, „Das kleinste Skalpell der Welt“ oder „das Schweizer Taschenmesser der Gentechnik“ sind nur einige der zahlreichen Bilder, die die neue Methode mit dem fast unaussprechlichen Namen CRISPR-Cas9 beschreiben sollen. Das molekulare Werkzeug CRISPR-Cas9, um DNA zu schneiden und veränderte Gene in das Erbgut einzusetzen, ist seit einigen Jahren die große Hoffnung der Medizin für neue Therapien gegen Aids, Krebs und verschiedene Erbkrankheiten. Aber auch in der Grundlagenforschung hat CRISPR-Cas9 die Experimente revolutioniert. Polychronis Fatouros, Post-Doc im Labor von Andrea Pichler, stellt in seinem Vortrag „CRISPR. Wie wir mit dem Immunsystem von Bakterien das Erbgut von Zellen und Organismen verändern.“ die grundsätzliche Funktionsweise der Gen-Schere vor und beschreibt, welche Faktoren exakt aufeinander abgestimmt werden müssen, damit das sogenannte Genome-Editing funktioniert. Darüber hinaus erläutert der Vortrag auch, wie CRISPR-Cas9 in Forschungsprojekten an unserem Institut zum Einsatz kommt.
Benoît Kanzler
„Von Mäusen, Menschen und Mausmodellen.“
Seit Jahrhunderten ist das Erbgut von Tieren durch Zucht verändert worden. Durch die Entdeckung der DNA sowie durch die Entwicklung verschiedener Techniken zur Genmodifikation wie der DNA Mikroinjektion oder der Kultivierung und Mutagenese von embryonalen Stammzellen sind Forscher jedoch heute in der Lage, direkt in das Erbgut einzugreifen und gezielt Merkmale von Organismen zu verändern. Dadurch wurde es nicht nur möglich, bestimmte Gene, beispielsweise in der Maus, auszuschalten, sondern auch neue Gene in das Genom einzubauen. Benoît Kanzler, Leiter unserer Forschungseinheit für Transgene Mäuse, beschreibt in seinem Vortrag „Von Mäusen, Menschen und Mausmodellen.“ mit welchen Techniken und Methoden er und sein Team Forscherinnen und Forscher unseres Instituts bei der Herstellung von genetisch veränderten (transgenen) Mauslinien unterstützt. Dazu wirft er nicht nur einen Blick auf die Entstehungsgeschichte und den Ablauf transgener Techniken, sondern erläutert auch die wichtige Bedeutung genetisch veränderter Mäuse (z.B. als Modellsystem für die Erforschung menschlicher Erkrankungen) in der Grundlagenforschung.
Nina Cabezas-Wallscheid
„Vitamine und Stammzellen. Der Einfluss von Vitamin A auf unsere Blutstammzellen.”
Vor über 100 Jahren wurde das Vitamin A entdeckt, dem bekanntermaßen für den Stoffwechsel, für den Sehvorgang und viele weitere Körperfunktionen eine große Bedeutung beigemessen wird. Nina Cabezas-Wallscheid, die ab Mai 2017 neue Gruppenleiterin in der Abteilung Grosschedl sein wird, forscht mit ihrem Labor an Blutstammzellen, die der Ausgangspunkt für die gesamte Zellneubildung des Blutes und des Immunsystems sind. Dabei interessiert das Team vor allem, welche Mechanismen und Signale die Blutproduktion anregen bzw. aktive Blutstammzellen in den Ruhezustand versetzen. Retinolsäure, also Vitamin A, und somit entsprechende Ernährungsgewohnheiten scheinen hierbei wichtigen Einfluss auf die Blutstammzellen zu haben. Warum es also Sinn macht, ab und an Karotten oder Leber zu essen und welche Bedeutung dies für den Kampf gegen Leukämie (Blutkrebs) haben könnte, erläutert Nina Cabezas-Wallscheid in ihrem Vortrag „Vitamine und Stammzellen. Der Einfluss von Vitamin A auf unsere Blutstammzellen“.
2016
Gerhard Mittler
Massenspektrometrie. Was das Wiegen von Eiweißen über unserer Zellen verrät.
Dominic Grün
Zellen würfeln nicht? Wie Zellen zu ihrer Identität finden.
Angelika Rambold
Organellen-Netzwerke. Wie sich die Organe unserer Zellen aufeinander abstimmen.
Eirini Trompouki & Pia Theißen
Blutige Signalwege. Wie aus Stammzellen unser Blut entsteht.
2015
Tim Lämmermann
Infektion und Entzündung: Wie Immunzellen ihren Weg zur Wunde finden
Ulrike Bönisch/Thomas Manke
Tiefensequenzierung: Wie wir die Geheimnisse unseres Erbguts entschlüsseln
Andreas Würch
FACS: Wie wir das Immunsystem sortieren
Barbara Hummel/Ritwick Sawarkar
Chromatin: Wie Stress auf unsere Gene wirkt
2014
Ana Izcue
Waffenkontrolle im Darm. Wie fehlgesteuerte Immunantworten vermieden werden
Claudia Keller
Rätselhafte X-Chromosomen: Was wir von Fruchtfliegen lernen können
Thomas Jenuwein
Epigenetik: Wie die Umwelt unsere Gene steuert
Marc Rosenbaum
Antikörperlieferant dank ‚Navi’: Schritt für Schritt zur funktionierenden B-Zelle
2013
Patrick Heun
Zentromere – von der Fruchtfliege zur Gentherapie
Klaus Gossens (Labor Pospisilik)
Epigenetik und Komplexe Krankheiten
Mathias Droescher (Labor Pichler)
Ringen mit SUMO
Thomas Wossning (Abteilung Reth)
Impfung, Immunantwort und Antikörper. Wieso? Weshalb? Warum?
2012
Thomas Boehm
Wie das Immunsystem Eigen und Fremd unterscheidet
Marina A. Freudenberg
Bakterielles Endotoxin: Freund oder Feind
Rolf Kemler
Was sind Stammzellen? (Und wofür sind sie gut)