ERC Consolidator Grant für Nina Cabezas-Wallscheid

Auf dem Weg zur perfekten Diät für eine gesunde Alterung der Stammzellen

24. Juli 2024

Der Europäische Forschungsrat hat Nina Cabezas-Wallscheid mit einem prestigeträchtigen ERC Consolidator Grant für ihr Projekt »NutriSTEM« ausgezeichnet. Die Freiburger Max-Planck-Forscherin untersucht die Regulation der Ruhephase von hämatopoetischen Stammzellen (HSZ) und wie Stoffwechselprodukte wie Vitamine oder Koffein die Fähigkeit dieses seltenen Zelltyps beeinflussen, neue Blutzellen zu bilden.

Der Körper produziert täglich Milliarden neuer Blutzellen, um Krankheiten abzuwehren, kranke Zellen zu eliminieren und Blutverluste auszugleichen. Ein wichtiger Akteur für die Blutbildung, besonders unter Stress, sind hämatopoetische Stammzellen (HSZ), die sich tief im Knochenmark in einem Ruhezustand befinden. Dieser Ruhezustand bewahrt ihre Fähigkeit, langfristig frische Blutzellen zu bilden und sich zu regenerieren.

Mit zunehmendem Alter verlieren immer mehr dieser Blutstammzellen ihre Fähigkeit, neue Zellen zu bilden, was zu einer unausgewogenen Blutproduktion führt. Hier setzt das Projekt des Teams von Nina Cabezas-Wallscheid an. Forschungsergebnisse aus ihrem Labor zeigten bereits, dass bestimmte Metaboliten nicht nur Teil von Stoffwechselprozessen sind, sondern auch als Signale für zelluläre Prozesse dienen können. „Wir konnten beispielsweise zeigen, dass Vitamin A die Ruhephase der HSZ durch epigenetische und Transkriptionsveränderungen aufrechterhalten kann,“ erklärt Nina Cabezas-Wallscheid.

Das neue Projekt NutriSTEM, das jetzt vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit zwei Millionen Euro gefördert wird, will ein besseres Verständnis dafür gewinnen, wie ernährungsbedingte oder vom Körper selbst produzierte Stoffwechselprodukte die HSZ regulieren. „Wir wollen ganz konkret die Auswirkungen weitverbreiteter Nahrungsbestandteile, wie etwa Koffein oder Curcumin, auf die HSZ und auf das blutbildende System untersuchen. Vor allem die Langzeitfolgen des Konsums bestimmter Nahrungsbestandteile sind weitgehend bekannt, scheinen aber einen Einfluss auf eine gesunde – auch oder ungesunde – Alterung der Stammzellen zu haben,“ erklärt Nina Cabezas-Wallscheid.

Das interdisziplinäre Projekt zielt auch darauf ab, neue Analysetechniken für die Einzelzell-Metabolomik der HSZ zu entwickeln sowie Verfahren, mit denen sich Stoffwechselprozesse in Zellen in der Knochenmark-Nische parallel unter räumlichen und zeitlichen Aspekten analysieren lassen („spatial metabolomics“). Damit soll so etwas wie der perfekte Diätplan für HSZ erstellt werden, indem erforscht wird, wie verschiedene Metaboliten das Verhalten und den Alterungsprozess der Zellen beeinflussen. Die Ergebnisse könnten nicht nur allgemeine Ernährungsempfehlungen verändern, sondern auch neue Wege zur Vorbeugung von Leukämie und den Auswirkungen der physiologischen Alterung eröffnen.


Über Nina Cabezas-Wallscheid

Dr. Nina Cabezas-Wallscheid studierte Biotechnologie (M.Sc.) an der Autonomen Universität von Barcelona, Spanien und der Universität von Parma, Italien. Sie promovierte zu AML1-ETO, einem Subtyp der akuten myeloischen Leukämie (AML), an der Medizinischen Klinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz unter der Leitung von Dr. Ernesto Bockamp. Dabei zeigte die Entwicklung von Transkriptionslandschaften und die Entstehung von Krebsstammzellhierarchien anhand eines neuartigen Mausmodells. Während ihrer Doktorarbeit war sie außerdem Gastwissenschaftlerin am Harvard Stem Cell Institute in Boston, USA. Nina Cabezas-Wallscheid arbeitete als Postdoktorandin in der Abteilung Stammzellen und Krebs unter der Leitung von Prof. Andreas Trumpp am DKFZ in Heidelberg (Deutschland). Dort fokussierte sie ihre Forschung auf die Identifizierung von regulatorischen Netzwerken bei hämatopoetischen Stammzellen (HSZ) und multipotenten Vorläuferzellen sowie die Erforschung des Ruhezustands bei HSZ. 2017 wurde Nina Cabezas-Wallscheid zur Gruppenleiterin am MPI für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg (Deutschland). 2023 erhielt sie einen Ruf zur ordentlichen Professorin für Stammzellbiologie und Altern am Departement Gesundheitswissenschaften und Technologie der ETH Zürich (Schweiz).

Sie ist eine der aufstrebenden Forscherinnen, die 2017 vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem ERC Starting Grant gefördert wurde. 2018 erhielt sie den Young Investigator Award des German Stem Cell Network (GSCN), 2022 wurde sie EMBO Young Investigator und 2023 erhielt sie den Janet Rowley Preis der Internationalen Gesellschaft für Experimentelle Hämatologie (ISEH). Nina Cabezas-Wallscheid ist aktiv an mehreren Forschungskonsortien beteiligt, darunter das Exzellenzcluster „CIBSS“ der Universität Freiburg sowie mehrere Sonderforschungsbereiche der DFG (SFB 992, SFB 1425 und SFB 1479). Sie engagiert sich auch im DFG Graduiertenkolleg MeInBio (RTG2344), im ARCH (H2020-MSCA-ITN) und wird von der José Carreras Stiftung (2018 und 2022) unterstützt.

 

ERC Consolidator Grants

Der Europäische Forschungsrat (ERC), 2007 von der EU gegründet, ist die führende europäische Institution zur Förderung herausragender Pionierforschung. Er unterstützt kreative Forscherinnen und Forscher aller Nationalitäten und Altersgruppen, die Projekte in Europa durchführen. Der ERC bietet vier Hauptförderprogramme an: Starting Grants, Consolidator Grants, Advanced Grants und Synergy Grants. Die Consolidator Grants gehören zu den höchstdotierten Fördermaßnahmen der EU und werden einmal jährlich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben, die mit herausragenden Leistungen überzeugen konnten. Diese Auszeichnung wird an Forschende aus aller Welt vergeben, die an europäischen Forschungsinstitutionen tätig sind und deren Promotion sieben bis zwölf Jahre zurückliegt.

🇨🇭 SERI-funded ERC Consolidator Grants

Das NutriSTEM-Projekt wird 2025 an der ETH Zürich starten. Aufgrund der Tatsache, dass die Schweiz noch bis vor kurzem keine Fördermittel von der Europäischen Kommission erhalten hat, wird das Projekt durch das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) als Überbrückungsmaßnahme direkt finanziert. Mehr Informationen.

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