Davor Solter als Citation Laureate ausgezeichnet
Davor Solter, emeritierter Direktor des MPI-IE, wurde als Citation Laureate 2024 in die Liste der „Researchers of Nobel Class“ aufgenommen
Davor Solter, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg, ist von Clarivate Analytics als Citation Laureate 2024 für seine Entdeckung des genomischen Imprintings als Citation Laureate ausgezeichnet.
Die Auswahl eines Citation Laureate basiert nicht nur auf Forschungserfolgen, sondern auch auf der Häufigkeit von Zitierungen in renommierten Fachzeitschriften. Jedes Jahr führt die Clarivate Group eine umfassende Analyse von Publikations- und Zitationsdaten durch, um potenzielle Kandidaten zu identifizieren. Seit 1970 wurden von mehr als 61 Millionen im Web of Science indexierten Artikeln nur etwa 9.000, als nur 0,01%, 2.000 Mal oder öfter zitiert. Aus dieser Gruppe werden jedes Jahr einige ausgewählt. Citation Laureates gelten auch als potenzielle Nobelpreisträger. Seit der Einführung des Preises im Jahr 2002 haben die Experten der Liste, die auch als inoffizielle short list der „Forschenden von Nobelklasse“ bekannt ist, 75 Citation Laureates vorhergesagt, die später auch den Nobelpreis erhielten
Davor Solter wird gemeinsam mit Azim Surani in der Kategorie Physiologie oder Medizin geehrt: „für die Entdeckung der genomischen Prägung, die unser Verständnis der Epigenetik und der Entwicklung von Säugetieren erweitert hat“.
Die genomische Prägung (engl. genomic imprinting) ist ein Phänomen, bei dem bestimmte Gene unterschiedlich exprimiert werden, je nachdem, ob sie von der Mutter oder vom Vater vererbt wurden. Solter, damals am Wistar-Institut in Philadelphia, und Surani beschrieben dieses Phänomen in den 1980er Jahren unabhängig voneinander und revolutionierten damit unser Verständnis der Entwicklungsbiologie. Sie zeigten, dass das mütterliche und das väterliche Genom nicht austauschbar sind, wie bis dahin angenommen. Ihre Arbeit unterstrich die entscheidende Rolle der epigenetischen Regulation, bei der die Genexpression durch chemische Markierungen und nicht durch Veränderungen der DNA-Sequenz gesteuert wird.
Die Entdeckung der genomischen Prägung hat tiefgreifende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und Krankheit. Fehler im Imprinting sind inzwischen als Ursache für verschiedene genetische Störungen wie Prader-Willi- und Angelman-Syndrom bekannt. Sie hat auch wertvolle Einblicke in die Evolutionsbiologie geliefert, indem sie die genetischen Strategien aufgedeckt hat, die die Entwicklung und Überlebensfähigkeit der Nachkommen steuern. Die Arbeiten von Solter und Surani wirken sich weiterhin auf die Bereiche Genetik und Epigenetik aus, indem sie den Weg für neue Forschungen und therapeutische Ansätze ebnen.
Im Laufe seiner Karriere hat Davor Solter weitere bedeutende Beiträge zu vielen Bereichen der Entwicklungsbiologie von Säugetieren geleistet, darunter die Differenzierung der Keimblätter, die Rolle von Zelloberflächenmolekülen bei der Regulierung der frühen Entwicklung, die Biologie und Genetik von Teratokarzinomen, die Biologie embryonaler Stammzellen und das Klonen.
Gratulation, Davor Solter!
Biographie Davor Solter
Davor Solter, geboren 1941 in Zagreb (Jugoslawien), studierte Medizin und Biologie an der Universität Zagreb, wo er 1965 den Doktor der Medizin und 1971 einen Doktortitel in Biologie erwarb. Von 1973 bis 1991 war er Professor am Wistar Institute of Anatomy and Biology in Philadelphia, USA und zudem ab 1984 Wistar Professor für Biologie er Universität Pennsylvania, USA. 1991 wurde Davor Solter zum Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg ernannt, wo er bis 2006 die Abteilung für Entwicklungsbiologie leitete. Nach seiner Emeritierung als Max-Planck-Direktor war Solter von 2008 bis 2013 Professor an der Singapore National University (als Teil einer Kooperation mit der Duke University Durham, USA) und Forschungsdirektor des Instituts für Medizinische Biologie der Agency for Science, Technology and Research (A*STAR) in Singapur. Seit 2014 ist Solter zudem Gastprofessor an der Medizinischen Fakultät der Mahidol-Universität in Bangkok, Thailand. Davor Solter ist vielfach ausgezeichnet worden, u.a. mit dem March of Dimes Prize für Entwicklungsbiologie (1998), dem Rosenstiel Award der Brandeis University, Boston, USA (2007), dem Canada Gairdner International Award Prize (2018) sowie die Mendel Medal der Genetics Society (2022).
Über den Clarivate Citation Award
Jedes Jahr analysiert das Institute for Scientific Information (ISI), Teil der Clarivate Group, die Daten des Web of Science Citation Index, um eine short list von Forschenden zu erstellen, die als „nobelpreisverdächtig“ gelten. Aus den mehr als 61 Millionen Artikeln, die seit 1970 im Web of Science indexiert wurden, wurden nur etwa 9.000 (0,01 %) 2.000 Mal oder häufiger zitiert. Unter den Autor:innen dieser Gruppe von Artikeln in den Nobelkategorien Physiologie oder Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaftswissenschaften werden die Citation Laureates ermittelt und ausgewählt. Es handelt sich um Personen, deren Forschungspublikationen häufig zitiert werden und deren Beiträge in ihrem Fachgebiet besonders einflussreich oder bahnbrechend waren. Seit 2002 haben die Experten des ISI 75 Preisträger vor ihrem späteren Nobelpreiserfolg identifiziert.